Imkerverein Hamm

Das Bienenjahr

Der Jahresverlauf in der Imkerei – Arbeiten im Rhythmus der Natur

Die Imkerei ist ein faszinierendes Handwerk, das eng mit dem natürlichen Jahresverlauf verbunden ist. Jede Jahreszeit stellt andere Anforderungen an den Imker und seine Bienenvölker. Von der intensiven Betreuung im Frühjahr bis zur Ruhezeit im Winter – ein erfolgreicher Imker richtet seine Arbeit nach den Bedürfnissen der Bienen und den klimatischen Bedingungen. Im folgenden Text wird der typische Ablauf eines Imkerjahres in Mitteleuropa beschrieben.


Frühling (März – Mai): Aufbruch und Aufbau

Der Frühling ist der Beginn des Bienenjahres – und der arbeitsintensivste Zeitraum für den Imker. Sobald die Temperaturen regelmäßig über 10°C steigen, erwacht das Bienenvolk aus der Winterruhe. Die Bienen beginnen, erste Reinigungsflüge zu unternehmen und nach Pollen zu suchen, um die Brutpflege wieder aufzunehmen.

Wichtige Aufgaben des Imkers im Frühling:

  • Erste Völkerkontrolle: Ab etwa Mitte März (je nach Witterung) prüft der Imker vorsichtig die Bienenvölker. Dabei achtet er darauf, ob die Königin noch lebt, Brut vorhanden ist und wie stark das Volk den Winter überstanden hat.
  • Futterkontrolle und Nachfütterung: Viele Völker haben gegen Ende des Winters nur noch wenig Futterreserven. Der Imker gibt notfalls Futterteig oder Zuckerlösung zu, um Hungertod zu vermeiden.
  • Bodenreinigung: Der Bodeneinsatz des Bienenstocks wird von toten Bienen und Verunreinigungen befreit, um Krankheiten vorzubeugen.
  • Wabenpflege: Alte oder schimmlige Waben werden entfernt, um die Hygiene im Stock zu verbessern.
  • Erweiterung des Brutraums: Mit zunehmender Volksstärke werden zusätzliche Rähmchen oder Zargen gegeben, um Platz für die Brut und Nektar zu schaffen.

Im April / Mai beginnt die erste große Trachtzeit mit der Obstblüte und der Rapsblüte. Gleichzeitig steigt die Gefahr des Schwärmens: Wenn ein Volk zu groß wird, kann es sich durch Schwarmbildung teilen. Der Imker muss hier rechtzeitig Maßnahmen ergreifen – etwa durch das Teilen des Volks, das Erweitern des Raumes oder das Bilden von Ablegern.


Sommer (Juni – August): Honigernte und Pflege

Der Sommer ist die Hauptzeit für die Honigproduktion. Während die Bienen fleißig Nektar eintragen, kümmert sich der Imker um die Raumkontrolle, Schwarmverhinderung und die Vorbereitung der Ernte.

Typische Tätigkeiten im Sommer:

  • Honigräume kontrollieren und erweitern: Je nach Trachtlage muss der Imker regelmäßig prüfen, ob noch genug Platz für frischen Nektar vorhanden ist. Überfüllte Honigräume können zur Verstopfung des Bienenstocks führen und die Brutentwicklung stören.
  • Schwarmkontrolle fortsetzen: Auch im Juni kann es noch zu Schwärmen kommen, besonders bei bestimmten Rassen. Durch regelmäßige Durchsicht kann der Imker Schwarmzellen erkennen und rechtzeitig eingreifen.
  • Honigernte: Je nach Region und Blütezeit erfolgt die erste Honigernte im Juni oder Juli. Der Imker entnimmt die vollen Waben, schleudert sie, reinigt und lagert den Honig. Wichtig ist, nur verdeckelten Honig zu ernten, da dieser reif ist und nicht mehr gärt.
  • Varroakontrolle: Bereits im Sommer beginnt der Imker mit der Beobachtung der Varroamilbe. Durch Drohnenbrutentnahme oder gezielte Kontrollen mit Puderzucker oder Bodenfall kann die Milbenlast abgeschätzt werden.
  • Ablegerbildung: Um Verluste auszugleichen oder den Bestand zu erweitern, bildet der Imker im Sommer sogenannte Ableger – kleinere Bienenvölker, die sich später zu eigenständigen Völkern entwickeln.

Herbst (September – November): Vorbereitung auf den Winter

Im Herbst geht die Bienenaktivität zurück. Jetzt ist es Aufgabe des Imkers, die Völker stark, gesund und mit ausreichend Futter versorgt in den Winter zu schicken.

Wichtige Maßnahmen im Herbst:

  • Auffütterung: Nachdem die letzte Honigernte abgeschlossen ist, erhalten die Völker Zuckerwasser oder spezielle Bienenfutterlösungen. Ein starkes Volk benötigt etwa 15–20 Kilogramm Futter für den Winter.
  • Varroabehandlung: Eine gezielte Behandlung gegen die Varroamilbe ist entscheidend. Häufig werden im Spätsommer organische Säuren wie Ameisensäure oder Milchsäure eingesetzt, um die Milbenpopulation zu senken.
  • Königinnenkontrolle: Der Imker prüft, ob jede Beute eine legende Königin hat. Falls nicht, kann noch rechtzeitig umgeweiselt werden (Einsatz einer neuen Königin).
  • Fluglochverkleinerung und Mäuseschutz: Das Flugloch wird kleiner gestellt, um Räuberei und das Eindringen von Mäusen zu verhindern. Letztere können im Winter großen Schaden im Bienenstock anrichten.
  • Letzte Durchsicht: Im Oktober oder Anfang November erfolgt die letzte Kontrolle der Völker. Danach bleiben die Bienen bis zum Frühjahr weitgehend ungestört.

Winter (Dezember – Februar): Ruhephase und Planung

Der Winter ist für den Imker die ruhigste Zeit des Jahres – für die Bienen jedoch eine Überlebensprobe. Sie sitzen als sogenannte Wintertraube dicht beisammen und wärmen sich gegenseitig. Brutpflege findet nur minimal oder gar nicht statt.

Was der Imker im Winter tut:

  • Oxalsäurebehandlung: Wenn keine Brut mehr vorhanden ist (meist im Dezember), kann eine weitere Behandlung gegen die Varroamilbe mit Oxalsäure erfolgen. Diese senkt die Winterverluste deutlich.
  • Materialpflege: Der Imker nutzt die Wintermonate, um Rähmchen zu reinigen, Beuten zu reparieren, Mittelwände einzuschmelzen und neue Ausrüstung vorzubereiten.
  • Planung für das neue Jahr: Jetzt ist die Zeit, um Zuchtpläne zu machen, Fortbildungen zu besuchen oder den Standort für die nächste Saison zu optimieren.
  • Beobachtung: Regelmäßiges Hören am Flugloch oder die Verwendung eines Wärmebildgeräts hilft, zu erkennen, ob das Volk noch lebt, ohne es zu stören.

Fazit: Ein Jahr im Dienst der Bienen

Die Imkerei ist ein jahreszeitlich stark geprägtes Handwerk. Von der ersten Kontrolle im Frühjahr bis zur letzten Behandlung im Winter begleiten Imker ihre Bienenvölker mit großer Sorgfalt. Jede Jahreszeit stellt eigene Anforderungen, und ein gutes Gespür für Natur, Wetter und das Verhalten der Bienen ist unerlässlich. Nur durch rechtzeitige und angepasste Maßnahmen kann der Imker gesunde Völker erhalten – und am Ende des Jahres mit köstlichem Honig belohnt werden.

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